Von Fellen und Federn:
Michael Pasch, Revierleiter Raubtier und Vogelhaus
im Interview

 

Immer wieder ist es von größtem Interesse, hinter die Kulissen von Hellabrunn zu blicken. Die Menschen, die ihr Leben dem Wohl und Wehe der Tiere gewidmet haben, sind Ziel dieser Reihe. Heute besuchen wir einen jungen, engagierten Tierpfleger, Michael Pasch, Revierleiter Raubtiere und Vogelhaus.

TPF: Herr Pasch, seit wann sind Sie in Hellabrunn?

Pasch: Ich kam 1978 als Lehrling nach Hellabrunn. Viel Arbeit und sehr viel Aufmerksamkeit für alle Bereiche waren notwendig. Damals war man mehr Erfüllungsgehilfe der anderen Pfleger, heute ist die Ausbildung auch als persönliche Entfaltungsmöglichkeit zu sehen. Dadurch steigen Motivation und Arbeitsfreude. Heute gilt mehr die Ansicht, daß der fachliche Austausch und die Verschiedenheit von Ansichten und Meinungen zu fruchtbaren Ergebnissen führen soll. Nach dem Ende der Ausbildung, es waren drei Jahre, war neun Jahre das Afrika-Revier mein Arbeitsplatz.

TPF: War das Arbeitsklima dort anders?

Pasch: Ja, auf jeden Fall, mein damaliger Chef, Herr Zach, war ein Pfleger der alten Garde. Bei richtiger Arbeit gab es richtiges Lob, so wie es sich damals gehörte. Er verlangte eigentlich nur Fähigkeiten, die auch heute noch zählen: das Handwerk zu beherrschen und in jeder außergewöhnlichen Situation das Richtige zu tun. Denn eines ist sicher, beim täglichen Umgang mit Tieren ist man nie vor Überraschungen sicher. Damals entwickelte ich auch eigene Vorstellungen über die Haltung von Tieren. Das Studium von Literatur und das fachliche Gespräch mit Kollegen brachte mich meinem Berufsziel immer näher. Ich wollte in absehbarer Zeit Revierleiter in Hellabrunn werden.

(Bild: Er hat einen Freund - Michael Pasch!)

TPF: Was war Ihre nächste Tätigkeit nach dem Afrika-Revier?

Pasch: Damals gab es noch die Funktion des "Springers ".Eine aufreibende Tätigkeit. Überall wo eine Arbeitskraft fehlte, mußte man mitarbeiten. Manchmal ging man für einige Tage oder Wochen in ein Revier. Es konnte aber auch sein, daß man zwei Reviere an einem Tag aufsuchte und die zugewiesenen Arbeiten erledigte. Leider gibt es diese Funktion des "Springers " nicht mehr. Es war keine leichte, aber eine Zeit voller Lernen und vielfältiger Erfahrungen. Wichtig war vor allem: Werde ein vollwertiges Mitglied im Team!

TPF: In Ihrem jetzigen Revier sind Sie für viele Tiere verantwortlich, welche sind es im Einzelnen?

Pasch: Die Bewohner des Vogelhauses aufzuzählen, wäre zuviel für dieses Interview. Aber die anderen will ich gerne aufzählen: Tiger, Luchse, Wildhunde, Fischotter, Skunke, Nutrias, Waschbären und die Braunbären, alles meine besonderen Lieblinge. Auch die Schneeleoparden, sie sind zur Zeit hinter den Kulissen versteckt, gehören zu meinem Revier. Wir hoffen alle, daß es bis zum Jahresende mit der Fertigstellung der neuen Schneeleoparden-Anlage klappt, an den Plänen habe ich selbst mitgearbeitet und meine Erfahrungen einfließen lassen.

TPF: Wie sehen Sie, Herr Pasch, die Zukunft der Zoos?

Pasch: Die moderne Tierhaltung ist eine Gratwanderung zwischen der optimalen Haltung für das Tier und einer Präsentation der Anlage, die den Zoobesucher nicht ganz ausschließt. Denn an erster Stelle steht das Tier in seiner Umwelt. Wenn der Besucher den Zoo verläßt, soll eine gute Erinnerung ihn dazu bringen, davon seinen Freunden zu erzählen. Nur so können wir alle den Zoo und seine Tiere in eine gute und schöne Zukunft bringen.

TPF: Herr Pasch, Ihren letzen Sätzen kann ich mich nur anschließen, und Ihnen und dem Tierpark Hellabrunn alles Gute wünschen.

Harry Kinder

 

Ausgabe 1/01
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